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Einen Tag nach Arbeitsbeginn der privaten Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) im Gazastreifen ist es in einem Hilfsgüter-Verteilzentrum im Süden des Palästinensergebiets zu chaotischen Szenen gekommen. Wie eine AFP-Reporterin berichtete, stürmten tausende Menschen das Zentrum in Rafah im Süden des Gazastreifens. Ein UN-Sprecher sprach von "herzzerreißenden Szenen" und forderte einen "vernünftigen Plan" bei der Hilfsgüterverteilung.
Die GHF erklärte, die Menschenmasse vor dem Zentrum in Rafah sei so groß gewesen, dass die Mitarbeiter der GHF zurückgewichen seien, um einer "kleinen Anzahl von Bewohnern des Gazastreifens" die sichere Entgegennahme von Hilfsgütern zu ermöglichen. Der normale Betrieb sei nach dem Vorfall jedoch rasch wieder aufgenommen worden.
Die Hilfsorganisation machte von der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas verhängte Blockaden für mehrstündige Verzögerungen der Hilfsgüterverteilung in dem Zentrum verantwortlich. Die Hamas sprach ihrerseits von einer "tragischen und schmerzvollen Szene" mit "tausenden hungrigen Menschen".
Nach Angaben der israelischen Armee feuerten Soldaten im Gebiet rund um das Verteilzentrum Warnschüsse in die Luft. Nach Armeeangaben brachten die Soldaten die Lage unter Kontrolle, die Sicherheit der Militärangehörigen sei "nicht beeinträchtigt" gewesen. Es werde damit gerechnet, dass die Verteilung von Lebensmitteln "wie geplant fortgesetzt" werde.
Ein Bewohner des Gazastreifens sagte, er habe mit "hunderten von Bürgern" in einer Schlange an einer Ausgabestelle für Hilfsgüter in Rafah gestanden, als plötzlich eine große Menschenmenge zu drängeln begonnen habe. Die Menschen hätten "versucht, hineinzukommen, um sich zu nehmen, was sie konnten". Irgendwann seien Schüsse gefallen, woraufhin sich die Menschen zerstreut hätten.
Der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, sprach von "herzzerreißenden" Bildern. Dujarric verwies auf einen "detaillierten, werteorientierten und praktikablen Plan" zur Verteilung von Hilfsgütern, den die UNO und ihre Partnerorganisationen erarbeitet hätten.
Die GHF hatte am Montagabend die Aufnahme ihrer Arbeit im Gazastreifen verkündet. Nach Angaben der Organisation wurden bislang 8000 Lebensmittelkartons verteilt, was 462.000 Mahlzeiten entspreche.
Die Organisation warf der Hamas vor, "Todesdrohungen" gegen Hilfsorganisationen auszusprechen, die bei der Verteilung der Hilfsgüter der GHF mithelfen. Zudem versperre die islamistische Organisation Bewohnern des Palästinensergebiets den Zugang zu den Hilfslieferungen.
Die Organisation war im Zuge des zunehmenden internationalen Drucks auf Israel wegen seiner Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen ins Leben gerufen worden. Das US-Außenministerium hatte die Gründung der privaten Stiftung Anfang Mai verkündet.
Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, durch die Verteilung von Hilfsgütern mithilfe der GHF zu verhindern, dass die Hamas Zugriff auf die Güter hat. Den Islamisten wirft Israel vor, internationale Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen im Gazastreifen zu kapern. Die Hamas weist die Vorwürfe zurück.
Internationale Kritiker bemängeln, mit der neuen Organisation würden die UNO sowie andere Hilfsorganisationen umgangen. Am Sonntag war GHF-Geschäftsführer Jake Wood von seinem Posten zurückgetreten. Wood begründete seine Entscheidung damit, dass die Stiftung ihren Auftrag nicht gemäß den "humanitären Prinzipien" erfüllen könne. Am Montag benannte die Stiftung einen Nachfolger für den Posten.
S.Davis--ThChM