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Kanada und Indien haben eine monatelange diplomatische Krise beigelegt: Bei einem Treffen am Rande des G7-Gipfels verständigten sich Kanadas Premierminister Mark Carney und Indiens Regierungschef Narendra Modi darauf, erneut Botschafter in die jeweiligen Hauptstädte zu entsenden. "Der reguläre Dienst für Bürger und Unternehmen" solle in beiden Ländern wieder aufgenommen werden, erklärte Carneys Büro am Dienstag (Ortszeit). Mit dem Schritt beendeten die beiden Regierungschefs ein diplomatisches Zerwürfnis infolge der Ermordung eines Sikh-Separatisten in Kanada.
Carney empfing seinen indischen Amtskollegen am Rande des Gipfeltreffens der G7-Staaten in den kanadischen Rocky Mountains. Kanadas Premierminister äußerte dabei die Hoffnung, dass das Treffen "die notwendigen Grundlagen für den Wiederaufbau der Beziehungen" basierend auf "gegenseitigem Respekt, Souveränität und Vertrauen" schaffen werde.
Modi erklärte bei dem Treffen, beide Länder seien "den demokratischen Werten verpflichtet". Die Beziehung zwischen Indien und Kanada bezeichnete Indiens Regierungschef zudem als "in vielerlei Hinsicht sehr wichtig".
Der heftige diplomatische Streit zwischen beiden Ländern war durch die Ermordung des Sikh-Aktivisten und kanadischen Staatsbürgers Hardeep Singh Nijjar im Juni 2023 ausgelöst worden: Nijjar, der sich für die Errichtung eines unabhängigen Sikh-Staates in Indien eingesetzt hatte, war erschossen auf dem Parkplatz eines Tempels in der kanadischen Provinz British Columbia gefunden worden. Er war von den indischen Behörden wegen angeblichen Terrorismus' und Verschwörung zur Fahndung ausgeschrieben gewesen.
Im September wies die kanadische Regierung einen indischen Diplomaten aus, der dem Außenministerium in Ottawa zufolge einer Verbindung mit dem auf kanadischem Boden verübten Mordanschlag verdächtigt wurde. Trudeau zufolge legten "glaubwürdige Anschuldigungen" eine Verstrickung des indischen Geheimdiensts nahe.
Die Vorwürfe lösten einen heftigen diplomatischen Streit aus. Die indische Regierung bezeichnete die Anschuldigungen als "absurd", dementierte "jegliche Gewaltakte in Kanada" und stellte die Bearbeitung von Visaanträgen in Kanada vorübergehend ein.
In Kanada lebt die weltweit größte Sikh-Gemeinschaft außerhalb des nordindischen Bundesstaats Punjab. Punjab, wo etwa 58 Prozent der Bevölkerung Sikh und 39 Prozent Hindus sind, wurde in den 1980er und 1990er Jahren von einer gewaltsamen Unabhängigkeitsbewegung erschüttert. Tausende Menschen wurden getötet.
G.Fung--ThChM