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In Japan haben die Menschen des Atombomben-Abwurfs auf die Stadt Hiroshima durch die USA vor 80 Jahren gedacht. Am Mittwoch um 8.15 Uhr (Ortszeit; 01.15 Uhr MESZ) wurde eine Schweigeminute eingelegt. Hunderte in Schwarz gekleidete Regierungsvertreter, Studenten und Überlebende legten Blumen am Friedensdenkmal nieder. Die nahegelegene Atombombenkuppel, eine nach dem Angriff verbliebene Ruine, erinnert an den verheerenden Atombombeneinsatz am 6. August 1945.
Der Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi Matsui, warnte in seiner Ansprache vor einer sich beschleunigenden weltweiten militärischen Aufrüstung. "Diese Entwicklungen missachten in eklatanter Weise die Lehren, welche die internationale Gemeinschaft aus den Tragödien der Geschichte hätte ziehen müssen", sagte Matsui.
Japans Regierungschef Shigeru Ishiba erklärte, es sei Japans Aufgabe, "die Führung zu übernehmen auf dem Weg zu einer Welt ohne Atomwaffen".
Die Sprecherin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Cerstin Gammelin, warnte im Onlinedienst X: "Die Welt darf niemals vergessen, was in Hiroshima und Nagasaki passiert ist". Steinmeier appelliere an die internationale Staatengemeinschaft, alles zu tun, "um die Schrecken eines erneuten Atomwaffeneinsatzes zu verhindern".
Auch Papst Leo XIV. erklärte anlässlich des Gedenkens, dass Hiroshima und Nagasaki "in unserer Zeit wachsender globaler Spannungen und Konflikte" weiterhin "lebendige Mahnmale für die tiefgreifenden Schrecken" seien, die durch Atomwaffen verursacht wurden.
Die japanische Organisation Nihon Hidankyo, die im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, vertritt die schwindende Zahl Überlebender der Atombomben-Abwürfe. Nach Angaben des japanischen Gesundheitsministerium gab es im März noch 99.130 "Hibakusha", wie die Überlebenden genannt werden. Der Ko-Vorsitzende von Nihon Hidankyo, Toshiyuki Mimaki, sagte japanischen Medien vor der Gedenkfeier, "ich wünsche mir, dass ausländische Gesandte das Friedensdenkmal besuchen und verstehen, was passiert ist".
Am Morgen des 6. August 1945 um 8.15 Uhr hatte ein Bomber der US-Armee eine Uran-Bombe über Hiroshima abgeworfen. Unmittelbar danach und in den ersten Monaten nach dem Angriff starben etwa 140.000 Menschen. Drei Tage später tötete eine weitere US-Atombombe in der Stadt Nagasaki etwa 74.000 Menschen. Wenige Wochen später endete der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation Japans.
An der Gedenkzeremonie in Hiroshima nehmen nach Angaben der Stadtverwaltung in diesem Jahr Vertreterinnen und Vertreter von 120 Ländern und Regionen teil, auch die EU ist vertreten. Atommächte wie Russland, China und Pakistan sind nicht dabei, aber der Iran, dem vorgeworfen wird, an einer Atombombe zu bauen.
Vor dem Hintergrund wachsender internationaler Spannungen hatte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri im Juni gewarnt, dass ein "gefährliches neues nukleares Wettrüsten entsteht", da fast alle der neun Atomwaffenstaaten ihre Arsenale modernisieren.
Y.Su--ThChM