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Der Aufsichtsrat des Essener Industriekonzerns Thyssenkrupp hat sich für die Abspaltung des Marinegeschäfts ausgesprochen und den Vertrag von Konzernchef Miguel López verlängert. Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) solle noch in diesem Jahr als eigene Holding an die Frankfurter Börse gehen, erklärte der Konzern am Freitag. Die Vertragsverlängerung von López traf bei Arbeitnehmervertretern derweil auf Ablehnung.
49 Prozent der Anteile an TKMS sollen in einer neuen Holding-Gesellschaft gebündelt werden, wie Thyssenkrupp ausführte. Die Aktionäre des Konzerns würden damit zu Aktionären von TKMS. 51 Prozent der Anteile sollen beim Konzern verbleiben. Der Aufsichtsrat empfehle den Aktionären, bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August für das Vorhaben zu stimmen, erklärte der Konzern. Die Eigenständigkeit solle die Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumschancen von TKMS stärken.
Einen ähnlichen Weg war Thyssenkrupp bei der Wasserstoff-Tochter Nucera gegangen. Konzernchef López strebt eine grundsätzliche strategische Neuaufstellung an, weitere Konzernsparten sollen demnach zumindest teilweise verselbständigt werden. Der Aufsichtsrat beschloss bei seiner Tagung am Freitag nach Angaben des Konzerns auch die Verlängerung des Vertrags von López um fünf Jahre bis zum 31. Mai 2031.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Siegfried Russwurm lobte das "Zukunftskonzept" des Vorstands. "Es eröffnet die Chance, die Wirtschaftlichkeit der Geschäftsbereiche und deren Rolle als wichtige industrielle Arbeitgeber in der Region zurückzugewinnen", erklärte er. Die beschlossene Vertragsverlängerung von López sei "Ausdruck unseres Vertrauens in seine Führungsstärke".
Arbeitnehmervertreter äußerten sich deutlich kritischer. "Ich persönlich habe nicht für eine Vertragsverlängerung gestimmt", sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und Vize-Chef des Aufsichtsrates, der "Rheinischen Post".
Vorherigen Medienberichten zufolge hatte sich eine Kampfabstimmung bei der Aufsichtsratssitzung abgezeichnet. Nach Informationen der "Rheinischen Post" lief es darauf hinaus, dass Aufsichtsratschef Russwurm seine Doppelstimme nutzen würde, um die nötige Mehrheit zu erreichen. Auf Nachfrage verwies ein Thyssenkrupp-Sprecher auf die Vertraulichkeit der Aufsichtsratssitzungen. Zum Abstimmungsverhältnis könne er keine Angaben machen.
H.Ng--ThChM