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Im Prozess um die mutmaßliche Entführung von zwei Kindern der Steakhauskettenerbin Christina Block hat einer der Hauptangeklagten eine direkte Tatbeteiligung eingeräumt und sich bei den Betroffenen entschuldigt. Er habe "einen Fehler begangen" und übernehme dafür allein "die Verantwortung", sagte der 36-jährige Tal S. am Donnerstag vor dem Landgericht Hamburg. Zugleich rief er Block und ihren früheren Ehemann auf, ihren "Krieg" um die Kinder zu beenden und "Frieden" zu schließen.
Nach eigener Aussage gehörte der israelische Staatsbürger zu einem aus mehreren Männern bestehenden Kommando, das die Kinder in der Silvesternacht 2023/24 aus den Händen ihres Vaters entführte und in einer konspirativen Nacht- und Nebelaktion nach Deutschland brachte.
Angeworben wurde S. demnach vom Chef einer für die Familie Block tätigen Sicherheitsfirma aus Israel. Den Mann, der er als ehemaligen Agenten des israelischen Geheimdiensts Mossad beschrieb, lernte er demnach über einen Freund kennen. Ihm wurden 10.000 Euro geboten, die er aber nicht bekam. Nach eigenen Angaben arbeitete S. früher als Polizist. Berichten zufolge soll es sich bei ihm um einen früheren Mossad-Agenten handeln.
In dem Prozess geht es um die Verschleppung von zwei der vier gemeinsamen Kinder von Block und ihrem früheren Ehemann. Diese sollen dem Vater in Dänemark entrissen und zu ihrer Mutter nach Deutschland gebracht worden sein, wo sie wieder der Polizei übergeben wurden. Hintergrund ist ein erbitterter Sorgerechtsstreit zwischen den früheren Eheleuten. Block soll die Aktion laut Anklageschrift mit einem Rechtsanwalt und einer israelischen Sicherheitsfirma organisiert haben.
Neben Block sind mehrere mutmaßliche Mittäter angeklagt - darunter neben dem mehrere Monate nach der Tat in Zypern festgenommenen Israeli auch der mutmaßlich an der Planung beteiligte Anwalt. Wegen Beihilfe steht zudem Blocks neuer Lebensgefährte, der ehemalige Sportjournalist Gerhard Delling, vor Gericht. Block wies die gegen sie erhobenen Vorwürfe bereits zurück.
Demnach gab die Mutter die Entführung nicht in Auftrag und erfuhr erst nach der Ankunft der Kinder in Deutschland davon, woraufhin sie sie auf einem Bauernhof in Baden-Württemberg abholte und nach Hamburg brachte. Der Prozess wird von großem Medieninteresse begleitet. Das Gericht setzte inzwischen bereits Termine bis März an.
In seiner sehr detaillierten Aussage sprach S. von einer minutiös vorbereiteten "Operation" zur Rückholung der Kinder. Er selbst reiste demnach mit weiteren gesondert verfolgten Verdächtigen erst einige Tage zuvor nach Hamburg, wo in einem der Block-Familie gehörenden Hotel Besprechungen stattfanden. Es gab auch Erkundungsfahrten nach Dänemark. An weiteren Planungen und Absprachen im Hintergrund war er demnach nicht beteiligt.
Der Beschuldigte rang bei der Tat nach eigener Aussage den Vater nieder, während andere Täter die Kinder in Autos brachten. Die verängstigten und sich wehrenden Kinder seien dann in einem Wald zu Fuß über die Grenze nach Deutschland gebracht worden, um möglichen Polizeisperren auszuweichen. Dort sei die Flucht dann in einem Wohnmobil bis zum Zielort fortgesetzt worden.
S. handelte demnach damals in dem Glauben, dass der Vater für seine Kinder eine Gefahr darstelle und diese daher auf Wunsch der Familie Block zu ihrer Mutter gebracht werden sollten. Ihm sei unter anderem erzählt worden, dass der Vater die Kinder manipuliere und gegen die Mutter hetzte. Auch Pädophilievorwürfe seien erwähnt worden.
Er sei überzeugt gewesen, dass die Entführung zum Wohle der Kinder sei, ergänzte der Angeklagte über einen Dolmetscher. Er habe "eine gute Tat" tun wollen. Mit dem Geschehen habe er sich aber schon damals "nicht sehr gut" gefühlt, die zwei Kinder seien "alles andere als froh" gewesen.
Inzwischen sehe er den Fall der Familie Block aufgrund weiterer Informationen "etwas anders", sagte der in Untersuchungshaft sitzende S.. Der Vater sei anscheinend nicht so schlecht, wie er damals gedacht habe. Daher wolle er sich bei diesem und den Kindern "tief entschuldigen".
V.Liu--ThChM